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Musik für Stimme

Eine Stimme, die sich erhebt, hat etwas mitzuteilen. Sie äußert sich – das heißt: sie macht das Innere für andere wahrnehmbar; aus innerem «Gestimmsein» wird Klang. Im Festival Rümlingen 2008 erheben sich einzelne Stimmen ins Äußerste des musikalischen Ausdrucks, sie greifen nach den Sternen, testen die Entfernung zum Himmel.

Auf den ersten Blick ist es ein Festival der Monologe – insgesamt acht große, starke Stücke und Performances von jeweils knapp einer Stunde Dauer lassen der einzelnen Stimme Raum und Zeit. Wie vielfältig aber diese Ein-Stimmigkeit im konkreten musikalischen Fall sein kann, wie hoch die Sprünge sind, zu denen die menschliche Stimme in der Lage ist, zeigen die «14 Jactations» für Bariton solo von George Aperghis mit dem französischen Bariton Lionel Peintre – eigentlich kein ein-, sondern ein vielstimmiges Stück.
In Morton Feldmans «Three Voices» korrespondiert die Stimme live mit einer Tonbandaufnahme – Feldman tastet sich hier an die Grenzen zwischen Erde und Himmel vor und komponiert einen «Austausch zwischen den Lebenden und den Toten». Die amerikanische Sopranistin Joan La Barbara, für die Feldmans «Three Voices» entstand, wagt sich in Rümlingen an diese Grenze.
Auch Peter Ablinger arbeitet mit Tonbandaufzeichnungen von Stimmen – aber er fängt die Vielfalt der Stimmen ein und bannt ihre Klänge in das solistische Klavier. Im Reigen der Sprechstimmen berühmter Persönlichkeiten erklingen Alberto Giacometti und Agnes Martin in Rümlingen zum ersten Mal, aus den Klaviersaiten hervorgelockt durch den englischen Pianisten Nicolas Hodges.
«Himmeln» heißt eine Komposition für Sopran solo von Walter Zimmermann, die (durch Sylvia Nopper) ebenfalls in Rümlingen zur Uraufführung kommen wird. Zimmermann komponierte einen Text von Philipp Felix Ingold und – in zwei weiteren, kürzeren Stücken – Texte von Michael Donhauser. Text und Musik begegnen sich in diesem Konzert auf mehreren Ebenen: Philipp Felix Ingold und Michael Donhauser lesen zwischen den Kompositionen aus ihren Werken.
Wie sogkräftig sich der Monolog der Stimme mit einem Instrumentalensemble verbinden kann, macht Salvatore Sciarrinos berückendes Werk «Quaderno di Strada» hörbar. Sicherlich einer der Höhepunkte des Festivals: die Aufführung mit dem Bariton Thomas Bauer und dem Collegium Novum Zürich.
Aber auch jenseits der komponierten Form «himmeln» die Stimmen im diesjährigen Rümlinger Festival. So gibt es Dialoge zwischen Instrumenten und der Stimme – auf andere Art – im Improvisationstrio selbdritt. Marianne Schuppe, Sylwia Zytynska und Alfred Zimmerlin lassen die Uraufführung «von hier» zwischen Violoncello, Vibraphon und Stimme im Moment entstehen. Und Gabriel Vetter und Michael Stauffer, experimentelle Sprachperfomer mit ausgiebigen Erfahrungen in der Slam Poetry, spielen in ihrer Performance ebenfalls mit den Rändern des Komponierten und des Spontanen, des Inhalts und des Klangs von Text und Stimme.
Aber so sehr die Sprachartisten, SängerInnen, Literaten und Komponisten auch die Grenzen der menschlichen Stimme testen – eigentlich sind wir in diesem Festivaljahrgang dem am nächsten, was Musik seit Urzeiten zutiefst menschlich macht: dem Gesang.

Lydia Jeschke, Dramaturgin des Festival Rümlingen
 
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